Pilgerbericht 2006

Am Christi-Himmelfahrtstag, dem 25. Mai 2006, begann die Wallfahrt der Schwalmtaler Trierpilger mit der Messe um 5.30 Uhr in St. Michael. Der Dom war gut gefüllt mit Wallfahrern, Familienmitgliedern und Freunden. Zum zweiten Mal machte sich eine Fahrradjugendwallfahrt auf den Weg zum Apostelgrab, zum ersten Mal Mitglieder der evangelischen Gemeinde, unter ihnen Pfarrer Thummes, und der katholischen Gemeinde gemeinsam. Da es beim Auszug in Strömen regnete, beschlossen wir, uns in der Kirche zu versammeln. Daher konnten wir leider nicht bis zum Kreuz am Zoppenberg mitgehen. Wir verabschiedeten uns beim Auszug von den Fuß- und Fahrradpilgern, bekamen einige Verhaltensregeln mit auf den Weg und fuhren durch Wald und Feld in Richtung Wegberg.

Auf den Rädern saßen Vivian Ackermann, Thorsten Aymanns, Andre Berndt, Ingo Brückner, Philipp Deutschmann, Pascal Dies, Sebastian Ecken, Luisa Freudl, Lydia Freudl, Udo Freudl, Tobias Gravendyck, Heinz-Peter Heggen, Marissa Heggen, Katerina Joerissen, Michael Kahlen, Lukas Kaiser, Dominik Kursawa, Alexander Lehmann, Luise Lorber, Christian Louven, Florian Mewißen, Franziska Mewißen, Johannes Mewißen, Paul Mewißen, Sven Passek, Thomas Pfeiffer, Nadine Pietschmann, Dominik Reinartz, Sarah Renkes, Christoph Röttgen, Gottfried Schmitz, Sebastian Schnitzler, Arne Thummes, Gerrit Trabandt, Paul Tuchborn, Thomas Weber, Daniel Weuthen und Stefan Wetzels.

Wir wurden in diesem Jahr von zwei Fahrzeugen mit Anhänger begleitet, die von Marlies Fritsch und Rainer Trabandt gesteuert wurden.

Es herrschte Gegenwind, es regnete immer noch und in Rickelrath hätten wir beinahe den ersten Unfall gehabt. Unsere erste Rast machten wir in Baal am Bahnhof, wo es für einen Moment aufhörte zu regnen. Dort wurden unsere eigenen Liederbücher verteilt und zum ersten Mal erklang unser Gesang, begleitet von den Gitarrenklängen von Arne Thummes.

Eine nächste Rast gab es an einem kleinen Bahnhof hinter Jülich. Dort konnten wir Udo Freudl begrüßen, unseren ersten Aachener Mitpilger, der sich von Aachen aus auf den Weg zu uns gemacht hatte.

Weiter ging es bis Euskirchen. Marlies und Rainer wurden vorgeschickt, einen überdachten Platz zu suchen, wo wir uns trocken aufhalten konnten. Wir fanden eine Schulhof mit überdachtem Eingang. Hier machten wir Mittagspause. Vor der Weiterfahrt hörten wir aus der Apostelgeschichte die Berufung des Matthias und sangen zum ersten Mal das Matthias-Lied. Weiter ging es über Bad Münstereifel in Richtung Jugendkreuz in Blankenheim. Vor dem Heino-Cafe hatten Dauerregen und Gegenwind gesiegt und die ersten Pilger gaben auf und mussten abgeholt werden.

Am Jugendkreuz nutzten wir die besinnliche Pause zu einigen erklärenden Worten zur Matthiasbruderschaft und zur Geschichte der Pilgerkreuze. Auch ein kleines Geschenk an die Fuß- und Fahrradpilger wurde deponiert. Nach einem Erinnerungsfoto ging es weiter.

Über Blankenheim kämpften wir uns die letzen Kilometer bis Ripsdorf hinauf. Einige Jugendliche waren mit den Autos bereits vorgefahren, so daß sich das Gedränge vor der einzigen Dusche etwas entzerren konnte. Nachdem die letzten Jugendlichen zur späten Stunde Ripsdorf erreicht hatten, gab es Abendessen, vorbereitet von Lydia und Luisa Freudl aus Aachen.

Die erste Unterkunft und der höchste Punkt unserer Wallfahrt auf 495,3m waren erreicht. Schnell waren die Betten verteilt. Wer sich kein Bett erkämpft hatte, schlief in der Bibliothek oder im Speisesaal. Es gab ein hervorragendes Nudelgericht und leckeren Pudding. Danach waren alle ziemlich schnell im Bett verschwunden.

Nachdem der Bäcker des Ortes im vorigen Jahr mit dem Wunsch nach 150 Brötchen überfordert war, hatten wir in diesem Jahr vorgesorgt und diese rechtzeitig bestellt. Nachdem man den Schlafplatz wieder in einen Speisesaal verwandelt hatte, halfen alle mit beim Tisch decken und aufräumen, so daß wir pünktlich losfahren konnten.

Nach reichlichem Frühstück ging es zunächst bis Jünkerath bergab. Von hier an radelten wir im strömenden Regen durch das Kylltal. Zunächst ging es nach Gerolstein, anschließend nach Kyllburg.

In Kyllburg machten wir Mittagspause. Da es immer noch regnete, fuhren wir unsere Begleitfahrzeuge bis vor den Bahnhof. Dort luden wir Bänke und Tische aus, um diese im Wartesaal aufzubauen. Dort gab es selbstbelegte Hamburger, Pudding und Joghurt. Ebenfalls im Bahnhof begegneten wir den Fußpilgern aus Willich, die sich über unser Improvisationstalent amüsierten.

Jetzt mussten wir hinter Kyllburg den sehr steilen Berg hinauf. Dort gab Luises Fahrrad seinen Geist auf. Nachdem bei einer Abfahrt ein Pilger gestürzt war, kam die Anordnung, die Berge sehr vorsichtig hinunterzufahren, was zur Folge hatte, daß fast alle keine Bremsbeläge mehr hatten. Daraufhin bekamen Rainer und Marlies den Auftrag, nach Bitburg vorzufahren, um in den Fahrradläden ein Ritzel für Luises Fahrrad und alle Bremsbeläge aufzukaufen und zum Helenenberg vorzufahren.

Wir erreichten Kordel. Dort mussten einige abgeholt werden, weil sie den 9 km steilen Aufstieg bergauf über Welchbillig nach Helenenberg nicht mehr schafften. Nach einem reichlichen Abendessen aus der Ausbildungsküche der Berufsschule, die von der Ordensgemeinschaft der Salesianer geleitet wird, zogen wir uns zur Fahrradreparatur in die Turnhalle, unserem Übernachtungsquartier zurück. Leider war die Turnhalle nicht geheizt, so daß wir unsere Schuhe und Kleider zum Teil mit dem Fön trocknen mussten. Und wieder wurde das Matthias-Lied geübt, wir wollten uns beim Einzug ja nicht blamieren.

Am nächsten Morgen waren alle Fahrräder wieder fahrbereit, auch das Fahrrad von Luise. Im Anschluss an ein gutes Frühstück, dem Morgengebet und einigen Worten zum Heiligen Matthias ging es wieder bergab nach Kordel und dann weiter entlang der Kyll und Mosel nach St. Matthias, wo wir zum Schrecken von Marlies eine ganze Stunde zu früh ankamen. So hatten wir noch Zeit, ein defektes Fahrrad zu reparieren. Wir hatten gut geübt. Zum Einzug sangen alle das Matthias-Lied fast auswendig und 24 nasse und stolze Erstpilger erhielten die Pilgermedaille. Das „grüne“ Liederheft fand unser Pilgerpater Hubert so interessant, daß er es mitnahm.

Danach ging es sofort zur Kaserne. Udo hatte dort die Unterkunft organisiert. Wir wechselten die nassen Kleider und machten uns bereit für die Stadtbesichtigung.

Zuerst suchte jeder ein Restaurant seiner Wahl auf, anschließend traf man sich an der Basilika. Dort wartete unserer Führer, der uns erzählte, daß er früher bei der evangelischen Gemeinde in Waldniel tätig war, jetzt an der Basilika in Trier. Er sprach über die Geschichte der Basilika und zeigte uns die Ausgrabungen. Dort fanden uns Peter und Wera, die mit dem Zug nachgekommen waren. Weiter ging es am Dom vorbei zur Porta Nigra. Von dort ging es zum Bitburger Wirtshaus, wo wir bei Kerzenschein unser Abendessen einnahmen. Anschließend trafen wir uns wieder zum Gottesdienst in der Basilika.

Danach ging es wieder in die Innenstadt. Die meisten von uns trafen sich wieder an der Porta Nigra, wo wir die Außenterrasse einer Gaststätte belegten. Weit vor Mitternacht hatten auch die letzten Heimkehrer ihr Bett gefunden. Nur Dominik machte uns Sorgen. Er lag mit Fieber im Bett und wurde von uns mit kalten Wadenwickeln versorgt.

Am Morgen gab es Frühstück auf dem Flur. Aus jedem Zimmer wurden Tisch und Stühle auf den Flur gestellt. Udo hatte frische Brötchen besorgt, es gab Marmelade, Nutella, Wurst und Käse, Kaffee und Orangensaft. Anschließend fuhren wir nach St. Matthias und nahmen am Pilgerhochamt auf dem Freihof teil. Einige unserer jüngeren Teilnehmer waren (nach anstrengender Überzeugungsarbeit von Bruder Thomas) als Messdiener dabei. Unsere Gruppe stand auf einer Erhöhung und hatte bereits die Schwalmtal-Fahne im Baum aufgehängt. Die namentliche Begrüßung unserer Gruppe durch den Abt wurde unsererseits mit lautem Jubel beantwortet, was zur allgemeinen Heiterkeit führte. Durch unsere einheitlichen T-Shirts bildeten wir einen schönen Farbtupfer in der Menge und Thorsten konnte stolz sagen: Das waren meine Jugendlichen. Nach der Messe begrüßten wir die Schwalmtaler Fahrrad-, Bus- und Autopilger und alle bekamen eine Erbsensuppe. Jetzt konnten wir die Fahrräder verladen. Herr Thönnissen von der Firma Tacken, von den Jugendlichen liebevoll Opa Willi genannt, hatte mit seinem Lastwagen eine ganze Bushaltestelle blockiert. Nach dem Aufladen fuhr er sie für uns wieder nach Hause.

Udo, Luisa, Rainer, Gerrit, Peter, Wera, Lukas und Christoph mussten sich nun verabschieden. Sie fuhren unsere Begleitfahrzeuge wieder nach Hause und nahmen den kranken Dominik mit.

Um 14.00 Uhr machten wir uns zu Fuß auf zur Römerbrücke, um die Fußpilger zu empfangen und sie nach St. Matthias zu begleiten. Ihr Einzug in St. Matthias war zugleich unser Schlusssegen. Gegen 16.15 Uhr verabschiedeten wir uns von den Fußpilgern und von St. Matthias im Schlusskreis mit den ersten beiden Strophen des Liedes „Möge die Straße uns zusammen führen“. Jetzt ging es zum Bahnhof Trier Süd. Um 22.06 kamen wir in Mönchengladbach an. Eltern oder Ehepartner standen schon am Bahnsteig, um uns abzuholen. Noch einmal sahen wir uns auf dem Gelände der Firma Tacken in Waldniel. Hier war Koffer- und Fahrradausgabe. Alle fuhren müde, aber froh über eine schöne gemeinsame Wallfahrtszeit nach Hause ins Bett.

Es war ein Versuch. Das erste Mal machten sich katholische und evangelische Christen gemeinsam auf den Weg nach Trier zum Apostelgrab. Wir haben sehr viel erzählt, gelacht und vor allen Dingen sehr viel von einander gelernt. Für keinen von uns war dies die letzte Wallfahrt nach Trier.

Wir danken allen, die uns geholfen haben, diese Wallfahrt machen zu können:
bei Arne und Thorsten für die Gestaltung der Abend- und Morgengebete,
bei Arne für die musikalische Gestaltung,
bei Gottfried und Paul, die für die Fahrradreparaturen zuständig waren,
bei Lydia, die für uns am Herd stand,
bei Udo für die Quartiersuche,
bei Rainer, der für das Gepäck zuständig war,
bei Andre für seine hilfreichen Hinweise zur Sicherheit,
bei Marlies, die unermüdlich für unser leibliches Wohl gesorgt hat,
bei allen Fahrern und Sponsoren,
den freundlichen Menschen unterwegs,
den Matthiasbruderschaften in Schwalmtal
und natürlich dem Heiligen Matthias, der uns so sicher geleitet hat.

Schwalmtal, im Juni 2006

Gez. Marlies Fritsch